Wann eine Ferienwohnung zur Arbeitsstätte wird

Wann wird eine Ferienwohnung zur ersten Tätigkeitsstätte? Das Finanzgericht Münster hat Kriterien für Vermieter aufgestellt mit Auswirkungen auf die steuerliche Geltendmachung von Fahrt- und Unterkunftskosten.

Mit Urteil vom 15.05.2025 (12 K 1916/21 F) hat das Finanzgericht Münster entschieden, dass eine Ferienwohnung eine erste Tätigkeitsstätte bei den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung darstellt, wenn der Vermieter mindestens ein Drittel seiner regelmäßigen Arbeitszeit für das Objekt dort verrichtet.

Darum ging es im Streitfall

Die Klägerin ist eine aus Vater und Sohn bestehende Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die Einkünfte aus der Vermietung zweier Ferienwohnungen erzielt. Für das Streitjahr 2019 machte die GbR Fahrtkosten, Unterkunftskosten und Verpflegungsmehraufwendungen im Zusammenhang mit Reparatur- und Reinigungsarbeiten an den Wohnungen als Werbungskosten geltend. Das Finanzamt erkannte diese Kosten wegen privater Mitveranlassung nicht an.

Teilweise Erfolg vor dem Finanzgericht

Das Finanzgericht Münster hat der hiergegen erhobenen Klage teilweise stattgegeben und einen Teil der Kosten anerkannt. Die Fahrtkosten seien mit der Entfernungspauschale und unter Abzug eines Privatanteils zu berücksichtigen. Zunächst seien die beiden Wohnungen jeweils als erste Tätigkeitsstätte anzusehen. Der Verweis in § 9 Abs. 3 EStG auf die vorrangig für Arbeitnehmer geltenden Regelungen führe bei den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung dazu, dass jedenfalls dann eine erste Tätigkeitsstätte vorliege, wenn der Steuerpflichtige mindestens ein Drittel seiner regelmäßigen Arbeitszeit für das Mietobjekt dort selbst verrichtet.

Welche Kosten Vermieter absetzen dürfen

Maßgeblich seien in erster Linie quantitative Kriterien, da – anders als bei Arbeitnehmern – eine Zuordnung durch einen Arbeitgeber nicht in Betracht komme. Da die Ferienwohnungen der GbR im Wesentlichen durch Dritte verwaltet wurden, während die Gesellschafter die Reparaturarbeiten selbst durchführten, sei die quantitative Grenze von einem Drittel im Streitfall deutlich überschritten. Für jede einzelne Reise hat das Gericht eine Aufteilung der Fahrtkosten vorgenommen und die privaten Veranlassungsanteile nicht als Werbungskosten anerkannt.

Unterkunftskosten und Verpflegungsmehraufwendungen

Unterkunftskosten für eine dritte (nicht fremdvermietete) Wohnung hat der Senat anteilig im Rahmen einer doppelten Haushaltsführung anerkannt und insoweit ebenfalls die Privatanteile abgezogen. 

Die von der Klägerin geltend gemachten Verpflegungsmehraufwendungen hat der Senat nicht anerkannt, da die Dreimonatsfrist im Streitjahr abgelaufen war.

Hinweis: Vermieter, die regelmäßig selbst Reparaturen oder Reinigungen vornehmen, sollten ihre Tätigkeiten dokumentieren und zeitlich nachvollziehbar erfassen. Nur so lässt sich gegenüber dem Finanzamt glaubhaft machen, dass mindestens ein Drittel der Arbeitszeit am Objekt geleistet wird. Und dies ist die Voraussetzung, um es als erste Tätigkeitsstätte zu werten und Kosten teilweise abzusetzen. Gerne beraten wir Sie!

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