Die Einführung der EU-KI-Verordnung: Komplexität, Chancen und Herausforderungen für den Mittelstand

Mit der EU-KI-Verordnung (KI-VO) des Europäischen Parlaments und des Rates vom 13.06.2024 hat Europa den weltweit ersten umfassenden Rechtsrahmen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz geschaffen. 

Ziel ist es, Innovation zu fördern und gleichzeitig Risiken für Sicherheit, Grundrechte und Transparenz zu minimieren. Für Unternehmen bedeutet dies: neue Pflichten, komplexe Compliance-Anforderungen und erhebliche technische Herausforderungen.

Rechtliche Aspekte der KI-VO

Die KI-VO ist seit August 2024 in Kraft und wird bis 2027 vollständig anwendbar sein. Sie betrifft alle Unternehmen, die KI-Systeme entwickeln, bereitstellen oder nutzen, sofern diese in der EU eingesetzt werden oder deren Ergebnisse Personen in der EU betreffen.

Der wichtigste Punkt dabei ist ein risikobasierter Ansatz: Je höher das Risiko eines KI-Systems, desto strenger die Anforderungen. Hochrisiko-Systeme (z.B. in kritischer Infrastruktur, Personalmanagement, Gesundheitswesen) unterliegen umfangreichen Prüf- und Dokumentationspflichten. Ab Februar 2025 sind manipulative KI-Technologien, Social Scoring und biometrische Echtzeitüberwachung verboten.

Daraus ergeben sich für die Betreiber und Anbieter Pflichten, wie eine Konformitätsbewertung und CE-Kennzeichnung für Hochrisiko-Systeme, Transparenzpflichten (z.B. Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten) sowie eine Schulungspflicht: Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter über ausreichende KI-Kompetenz verfügen.

Verstöße können Bußgelder bis zu 30 Mio. Euro oder 6% des weltweiten Jahresumsatzes nach sich ziehen.

Technische Aspekte und Herausforderungen

Die KI-VO betrifft nicht nur die Rechtsabteilung, sondern auch die Bereiche IT und Produktentwicklung. Die technischen Anforderungen sind:

  • Risikomanagement und Governance: Prozesse zur Risikobewertung und -minderung über den gesamten Lebenszyklus des KI-Systems
  • Dokumentation & Logging: Vollständige technische Dokumentation, Nachweis der Datenqualität, Protokollierung von Entscheidungen
  • Cybersecurity & Robustheit: Schutz vor Manipulation und Angriffen, Sicherstellung der Systemstabilität
  • Generative KI & Urheberrecht: Für GPAI-Modelle gelten zusätzliche Pflichten wie Copyright-Compliance und Transparenz bei Trainingsdaten.

Die Abgrenzung zwischen KI-System und KI-Modell, die Einstufung in Risikokategorien sowie die Umsetzung technischer Standards erfordern tiefes Fachwissen und interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Chancen für den Mittelstand

Die Einführung der KI-Verordnung eröffnet dem Mittelstand zugleich erhebliche Chancen. Durch den klaren Rechtsrahmen entsteht erstmals Rechtssicherheit beim Einsatz von KI-Systemen. Das ist ein wesentlicher Vorteil für kleine und mittlere Unternehmen, die bislang vor allem durch Unsicherheiten und fehlende Standards gehemmt waren. Einheitliche Vorgaben schaffen faire Wettbewerbsbedingungen und erleichtern den Marktzugang, da sich Anbieter und Anwender künftig an europaweit geltenden Regeln orientieren können. Zudem stärkt die geforderte Transparenz das Vertrauen von Kunden, Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit in den verantwortungsvollen Umgang mit KI. Gerade mittelständische Betriebe können so ihre Stärken – Qualität, Nähe zum Kunden und Innovationskraft – gezielt ausspielen. Voraussichtlich wird die Verordnung auch begleitende Förder- und Beratungsprogramme anstoßen, die den Aufbau von KI-Kompetenzen unterstützen und Investitionen in vertrauenswürdige Technologien erleichtern. Insgesamt bietet die KI-VO somit die Chance, den digitalen Wandel im Mittelstand sicher, ethisch und zukunftsorientiert zu gestalten.

Wie Nexia unterstützt

Wir unterstützen Unternehmen bei der rechtssicheren und praxisorientierten Umsetzung der KI-Verordnung. Zu diesem Zweck führen wir zunächst einen umfassenden Compliance-Check durch, bei dem wir Ihre KI-Systeme analysieren und den relevanten Risikokategorien zuordnen. 

Im Rahmen einer professionellen Governance-Beratung beraten wir außerdem zur Entwicklung und Implementierung von KI-Compliance-Strukturen sowie internen Richtlinien. 

Darüber hinaus bieten wir Unterstützung bei der technischen Umsetzung, beispielsweise durch Beratung zur ordnungsgemäßen Dokumentation, zur Einrichtung von Logging-Prozessen und zur Gewährleistung der Cybersicherheit. 

Zudem konzipieren und führen wir Trainingsprogramme durch, um die Anforderungen an die KI-Kompetenz in Ihrem Unternehmen zu erfüllen und das Bewusstsein für relevante Themen zu schärfen. Abschließend begleiten wir Sie bei Audits und Zertifizierungen, indem wir Sie gezielt auf Konformitätsbewertungen vorbereiten und Sie beim Erhalt der CE-Kennzeichnung unterstützen.

Hinweis: Die KI-VO ist mehr als ein juristisches Regelwerk – sie verändert Prozesse, Technologien und Verantwortlichkeiten in Unternehmen. Wer jetzt handelt, sichert nicht nur Compliance, sondern auch Wettbewerbsvorteile. Gerne beraten wir Sie!

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Ingo Wolf

Group CDIO, Geschäftsführer Nexia Digital & Technology Services

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